PPÖ Lilie

Über die Pfadfindergruppe Leobersdorf

Zeitabschnitte: 1930 - 1938 | 1945 - 1948 | 1948 - 1978 | 1978 - 2000 | 2000 - Heute

Die Ära des "Alten Uhu" - Erich Pauli, Gruppenführung von 1948 bis 1978

Die 50er Jahre waren die Zeit des beginnenden Wirtschaftsaufschwunges in Österreich, Theodor Körner wurde zum ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt, der Staatsvertrag wurde unterschrieben und schließlich ging die Zeit der alliierten Besatzung Österreichs zu Ende. Aber nicht nur Österreich war im Aufbruch, auch die noch junge Pfadfindergruppe Leobersdorf nahm ihren ersten Aufschwung.

Zuallererst begann diese Zeit allerdings mit einem schweren Schock. Aufgrund eines Großumbaus des Pfarrhofes verlor die Gruppe 1951 ihr Heim in der ehemaligen Mesnerwohnung. Doch davon ließ sich die junge Pfadfindergruppe nicht beirren. Bis damit begonnen wurde, das neue Heim im ehemaligen Theaterraum im Pfarrhofkeller zu adaptieren, traf man sich zu Heimabenden in der Werkstatt der Tischlerei Seitz. Es war unserem Alten Uhu aber von Beginn an ein Anliegen, ein eigenes Heim für die Leobersdorfer Pfadfinder zu schaffen, was aber noch bis Ende der Sechzigerjahre dauern sollte. Im November 1966 gab es endlich den Aufsichtsratsbeschluss, der grünes Licht für das Vorhaben gab. Als Weihnachtsgeschenk gab es im selben Jahr noch die Einreichpläne von Baumeister Schachner und mit Beginn des Jahres 1967 wurde - beinahe zur Gänze in Eigenregie - mit den Arbeiten begonnen. Die Weihnachtsfeier dieses Jahres fand bereits auf der Grundfeste des neuen Heimes statt und zur 40-Jahrfeier der Gruppe im Jahr 1970 wurde das neue Pfadfinderheim feierlich eingeweiht.

Doch zurück in die "wilden Fünfziger". Was tat sich in der Pfadfindergruppe Leobersdorf, während der VW-Käfer vom Band zu rollen begann und der erste Sissi-Film mit Romy Schneider uraufgeführt wurde? 1952 erhielt die Roverrotte den bis heute verwendeten Namen "Roverrotte Merkenstein". Im selben Jahr gab es wieder Wölflinge in unserer Gruppe. Im Jahr 1954 wurde die Tradition des Sternsingens wieder belebt. Ein Brauch der sich seither ungebrochen gehalten hat und nach wie vor größter Beliebtheit erfreut - und uns nächstes Jahr das 75-jährige Sternsingerjubiläum beschert. In diesem Jahr fand das erste Sommerlager beim "Raxenbauer" statt. Seither riss der Kontakt zur Familie des Raxenbauern nie ab, und es gibt kaum einen Leobersdorfer (Alt)-pfadfinder, der nicht irgendwann mindestens einmal "in der Raxen" auf Lager war. Und natürlich waren am Jubiläumslager "JIM" anlässlich des hundertsten Geburtstags Baden-Powells und des fünfzigjährigen Jubiläums des Lagers auf der Insel Brownsea auch Teilnehmer aus der Gruppe Leobersdorf dabei. So wollen wir die ereignisreichen Fünfzigerjahre mit hohem Besuch bei den Leobersdorfer Pfadfindern abschließen. Im Jahr 1958 war Erzbischof Franz König zu Besuch im Heim unserer Gruppe, und im selben Jahr konnten die Leobersdorfer eine Delegation der libanesischen Pfadfinder in ihrer Runde begrüßen.

1960 unterschrieb Österreich den Gründungsvertrag zur EFTA - ein erster Schritt um am gemeinsamen Europa teilzunehmen. In diesem Jahr konnte erstmals kein Sommerlager stattfinden, gab es bereits damals Führermangel, ein Problem das immer wieder auftritt, das die Gruppe aber jedes Mal zu überbrücken wusste. Unsere Gruppe wurde in den Sechzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts immer internationaler. 1961 waren Luxemburger Pfadfinder in Leobersdorf auf Besuch, 1962 gingen zwei Rover auf große Fahrt und nahmen an einem Pfadfinderlager in Schweden teil; natürlich war Leobersdorf auch am Jamboree in Marathon, Griechenland dabei. 1965 war es soweit, erstmals war die ganze Gruppe auf Auslandsfahrt. In diesem Jahr fand das Gruppensommerlager im Fürstentum Liechtenstein statt. Und weil "[...] es uns das letzte Mal so gut gefallen hat [...]", wurde dieses Lager 1968 wiederholt. Diesmal muss jedoch wegen anhaltendem Schlechtwetter das Lager bei der Ruine Schellenberg vorzeitig abgebrochen werden - etwas, was sich beim nächsten Gruppenlager auf diesem Lagerplatz zwölf Jahre später wiederholen soll.

Stark geprägt wurde diese Zeit natürlich durch den oben erwähnten Heimbau. Dies führte aber zu einer weiteren Aktivität, die lange typisch für die Leobersdorfer Pfadfinder sein sollte. 1969 führte die Gruppe die erste Altpapiersammlung durch. Zuerst stand sicherlich die Möglichkeit, Geld für den Heimbau zu erwirtschaften, im Vordergrund. Daraus entwickelte sich jedoch ein System der Mülltrennung, lange bevor es in der Gesellschaft normal, oder vom Gesetzgeber vorgeschrieben war. Was mit ein paar Leiterwagen und dem LKW der Firma Kurz begann, sollte bis zum Beginn der Neunzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts Ausmaße annehmen, mit denen unser Alter Uhu als Initiator dieses "Projektes" zu Beginn sicher nicht gerechnet hatte. Im Jahr 1989 wurden (bei einer von zwei stattfindenden Sammlungen) - das Rekordergebnis insgesamt - 34,5 to Altpapier gesammelt. Erwähnt werden muss natürlich, dass in den 1970ern Altglas und in den 1980ern Getränkedosen hinzukamen, wodurch unsere Gruppe sicher als einer der Vorreiter beim Thema Müllvermeidung gesehen werden muss. Mittlerweile werden diese Aufgaben von den Kommunen bzw. den jeweiligen Abfallverbänden erledigt und sind kein Thema mehr.

Wie oben erwähnt begannen die Siebzigerjahre mit dem Bezug des eigenen Pfadfinderheims. Nicht wichtig - aber ein netter Einwurf - ist, dass sich 1970 erstmals ein Chronikeintrag findet, wonach die Rover eine Party im neuen Heim veranstalteten. Scheinbar wird das Heim für Partys genützt, seit es steht. Vielleicht waren Partys bei den Pfadfindern aber auch Auslöser für eine viel wesentlichere Entwicklung in der Gruppe Leobersdorf. Es drängten immer mehr Mädchen zu den Pfadfindern, und auch die meisten - wenn auch nicht alle - Pfadfinder waren für diese Entwicklung offen. 1974 war es soweit, nachdem die Frage der weiblichen Führer geklärt war, gab GFM Erich Pauli grünes Licht und es gab - unter Gruppenführerin Christl Bosezky - erstmals Pfadfinderinnen in Leobersdorf. Somit bekam der Bunte Abend diesen Jahres besondere Bedeutung, es war der erste öffentliche Auftritt von Pfadfinderinnen in der Gruppe Leobersdorf. Es sollte aber noch bis 1976 dauern, bis das erste gemeinsame Sommerlager von Pfadfindern und Pfadfinderinnen stattfand. Es war dies auch das Jahr, in dem sich österreichweit der Buben- und der Mädchenverband zu den Pfadfindern und Pfadfinderinnen Österreichs zusammenschlossen und Gerlinde Proschek übernahm 1977 die Gruppenführung bereits unter dem Dachverband PPÖ. Erwähnt werden müssen in diesem Zusammenhang aber auch Erika Deimbacher, die schon bald von der hochschwangeren Christl Bosezky die Gruppenführung übernahm, und Anni Krizan, die ebenfalls in der Zeit, bis mit Gerlinde die erste langjährige Gruppenführerin gefunden wurde, kurz die Geschicke der Pfadfinderinnen leitete.

Ansonsten waren die Siebziger geprägt von einer immer stärker wachsenden Gruppe und immer vielfältigeren Aktivitäten. Im Jahr 1975 wurde erstmals die Zahl Hundert bei den Mitgliedern überschritten. 1976 erschien das erste"Scout Echo", und 1978 wurde der erste Pfadfinderball - laut NÖN aus diesem Jahr der "Opernball von Leobersdorf" - veranstaltet.

Dieses Kapitel soll auch mit diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Alte Uhu, GFM Erich Pauli, übergab nach 30-jähriger Tätigkeit die Gruppenführung an Paul Mann, den bisherigen Roverführer. Schließen wollen wir mit den Worten aus dem Schwalbenlogbuch (F. Kolar): "[...] Er war ein wunderbarer Gruppenführer. [...]"


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