Der Gründer der Pfadfinderbewegung Robert Stevenson Smith Lord of
Gilwell wurde am 22.2.1857 in England als 10. Kind einer Geistlichenfamilie
geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters meldete er sich nach Absolvierung
seiner Schulzeit beim Militär, wo er aufgrund seines guten Einstiegstests
sofort als Unteroffizier nach in die damalige britische Kolonie Indien
kam. Dort avancierte er zum erfolgreichen Offizier.
Der Höhepunkt
seiner Karriere war der Gewinn des Kadir Pokals für die Wildschweinjagd
zu Pferd. Nach der Versetzung nach Südafrika zeichnete er sich vor
allem 1899 bei der Verteidigung der Stadt Mafeking aus. Um seinen Soldaten
einen Leitfaden für die militärische Aus bildung zu geben, schrieb
er das Buch Aids to Scouting, das bei Jugendlichen in England großen
Anklang fand.
Vom Erfolg seines Buches überrascht, veranstaltete
er 1907 das erste Pfadfinderlager der Geschichte auf der Insel Brownsea.
Die dort gemachten Erfahrungen schrieb er in seinem Buch Scouting for
Boys nieder. Schließlich gab Baden Powell, oder einfach nur BiPi,
seine Soldatenkarriere auf und widmete sich fortan der Pfadfinderbewegung.
Seine Frau Olave St. Claire Soames (geb. 22.2.1889) erreichte bereits
1909 die Aufnahme von Mädchen zu den Pfadfindern.
1920 fand das erste
Jamboree (Weltlager) in London statt. Schließlich erhebt König
Georg Baden Powell und seine Frau in den Adelsstand, in Anerkennung um
die Dienste für die Pfadfinderbewegung. Am 8.1.1941 stirbt Baden
Powell in Kenia, wo er auch begraben ist. Seine Frau widmete sich weiterhin
den Pfadfindern bis auch sie am 25.6.1977 stirbt.
Weiterführend sei hier auf unseren Baden-Powell Artikel und den Wikipedia Artikel verwiesen.
Die ersten pfadfinderischen Aktivitäten Österreichs wurden 1910 in Wiener Neustadt gestartet. Daraufhin entstanden allerorts viele Gruppen und Vereine, die sich im Österreichischen Pfadfinderbund bzw. im Pfadfinderkorps St. Georg zusammenschlossen. Bis zum 2. Weltkrieg konnte sich die Bewegung regen Zulaufs erfreuen, bis sie im Jahr 1938 vom faschistischen Regime verboten wurde. Sofort nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Pfadfinderbewegung und es wurde ein Mädchen und ein Bubenverband gegründet, die sich 1976 zu den Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) zusammenschlossen.
Eine etwas längere Geschichte, Auszug aus dem Scout Echo 99
Die Pfadfinderbewegung existiert nun schon über hundert Jahre und scheint nicht so schnell zu verschwinden. Daraus haben sich gewisse Traditionen entwickelt, auf die wir – zu Recht – stolz sind. Die von unserem Gründer eingeführten Methoden sind heute großteils fixe Bestandteile in den Erziehungswissenschaften und werden auch erfolgreich im Managementtraining eingesetzt. Oft ist es wichtig, die Entwicklung von Elementen unserer Bewegung zu kennen, um sie im richtigen Zusammenhang zu verstehen. Daher wollen wir das Jubiläumsjahr 2010 – Hundert Jahre Pfadfinder in Österreich – zum Anlass nehmen, diese letzten 100 Jahre ein wenig darzustellen.
Wir alle kennen die Jahreszahl 1907 als Gründungsjahr der Pfadfinder. Damals organisierte Baden-Powell auf der Insel Brownsea ein Lager mit 22 jungen Burschen. Es ging als das erste Pfadfinderlager in die Geschichte ein. Allerdings kann man zu dieser Zeit noch nicht von einer organisierten Pfadfinderbewegung sprechen. Trotzdem sind in ganz England spontan Pfadfinderpatrullen entstanden. Bereits ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches "Scouting for Boys" gab es in England 60.000 Buben, die sich als Pfadfinder deklarierten. Es dauerte nicht lange und die Pfadfinderidee verbreitete sich über die ganze Welt, die erste Pfadfindergruppe außerhalb Englands wurde 1909 in Chile gegründet. So kam es auch zu ersten Pfadfinderaktivitäten in Österreich. 1910 wurde in Wr. Neustadt die erste Pfadfindergruppe gegründet, kurz darauf formierte sich in Wien unter der Führung von Emmerich Teuber die erste Patrulle. Von "seinen" Pfadfindern liebevoll "Papa Teuber" genannt, gilt er als Gründer der Pfadfinderbewegung in Österreich. Zu dieser Zeit verwendet Willy Teuber, der Bruder Emmerichs, in der "Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalt Straß" in der Steiermark das englische Original "Scouting for Boys", das vom Kriegsministerium als "Beschäftigungsbuch" empfohlen wird. Papa Teuber ging bald daran den "Österreichischen Pfadfinderbund" zu gründen, und spontan schlossen sich die ersten Gruppen (z.B.: das Pfadfinderkorps Favoriten oder die steirischen Georgspfadfinder) an. Nach und nach folgte der Zusammenschluss aller Pfadfindergruppen und -korps und das Jahr 1914 gilt als das Gründungsjahr des Österreichischen Pfadfinderbundes. Da Österreich damals auch alle Kronländer der Habsburger-Monarchie umfasste, waren beim Österreichischen Pfadfinderbund Pfadfinder bis nach Konstantinopel Mitglieder. Durch die Weitläufigkeit und den beginnenden Ersten Weltkrieg handelte es sich nur um mehr oder weniger lose Kontakte zwischen den einzelnen Gruppen. Bei der Gründung des Österreichischen Pfadfinderbundes 1914 waren bereits 100 Pfadfinderinnen und 10 Führerinnen mit dabei, die ein eigenes Korps bildeten. Aber bereits 1913 hatten sich die ersten Mädchen, begeistert von der Pfadfinderidee, zu Gruppen zusammengeschlossen.
Während des Ersten Weltkriegs leisten die Pfadfinder humanitäre Hilfsdienste, z.B. beim Roten Kreuz oder beim "Witwen und Waisen Fonds". Nach 1918 mussten sich auch die Pfadfinder in Österreich neu orientieren. Die Gruppen in den ehemaligen Kronländern lösten sich teilweise auf, viele schlossen sich aber zu eigenen nationalen Verbänden zusammen. Mit dem Niedergang des Hauses Habsburg als Herrscher Österreichs und damit verknüpft den großen Adelsgeschlechtern verloren die Pfadfinder wichtige Förderer. Es gibt auch Angaben, wonach im Frieden zu St. Germain ursprünglich die Pfadfinder in Österreich verboten werden sollten, was jedoch am Widerstand der Skandinavischen Länder (und der dortigen Pfadfinderbewegungen) scheiterte.
1926 spaltete sich das "Österreichische Pfadfinderkorps St. Georg" vom Pfadfinderbund ab, und 1929 gründeten die Pfadfinderinnen, die bis dahin ein Korps im Österreichischen Pfadfinderbund darstellten, den "Bund der Helferinnen in Österreich (Österreichischer Pfadfinderinnenbund)". Spätestens 1931 mit der ersten internationalen Konferenz auf österreichischem Boden – in Baden bei Wien – ist die österreichische Pfadfinderbewegung in der Weltweiten Gemeinschaft der Boy Scouts und Girl Guides etabliert.
In den Jahren 1930 bis 1938 wurde die Pfadfinderarbeit durch die politische Situation immer schwieriger, 1938 mit dem Anschluss an Hitlerdeutschland wurden sofort sämtliche PfadfinderInnengruppen aufgelöst und die Pfadfinderbewegung verboten. Der Österreichische Pfadfinderbund wurde allerdings bereits 1936 in das "Österreichische Jungvolk" eingegliedert, in welchem von der Diktatur des Ständestaates versucht wurde, sämtliche Jugendaktivitäten zu bündeln. Im Gegensatz dazu bestand das Österreichische Pfadfinderkorps St. Georg weiter als eigenständiger Verein, da es der Konkordatsjugend angehörte. Während dem Zweiten Weltkrieg und der NS-Herrschaft in Österreich fanden verschiedene Pfadfinderaktivitäten im Untergrund bzw. unter dem Deckmantel anderer Vereine (z.B.: Rotes Kreuz oder kirchliche Organisationen) statt. Es darf auch nicht verschwiegen werden, dass manche Pfadfinderfunktionäre mit dem NS-Regime sympathisierten und ihre Tätigkeit bei der Hitlerjugend ausübten. Wichtiger sind jedoch jene engagierten Personen, die im Untergrund weiter aktiv waren und auch Kontakt zu Pfadfindervereinigungen im Ausland hielten.
Sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Pfadfinderarbeit in Österreich wieder aufgenommen. 1946 gründeten die Vertreter der beiden vor 1938 anerkannten österreichischen Pfadfinderorganisationen die "Pfadfinder Österreichs", die Pfadfinderinnen schlossen sich 1948 zum "Österreichischen Pfadfinderinnenverband" zusammen. Als erstes großes Lebenszeichen der wiederbelebten Pfadfinderbewegung kann das Jamboree in Bad Ischl 1951 gesehen werden. Seither findet alle zehn Jahre ein Bundeslager der österreichischen Pfadfinder statt.
In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts begannen erste Überlegungen, die älteren Pfadfinder und Pfadfinderinnen als eigenständige Sparten zu führen, was zur Trennung in Pfadfinderinnen 1 und Pfadfinderinnen 2 im Mädchenverband führte und 1969 zur Aufteilung der Pfadfinder in Späher und Explorer. Zu dieser Zeit war Koedukation nicht nur im Schulwesen, sondern auch bei den Pfadfindern ein Thema. Pfadfinderinnen und Pfadfinder arbeiteten zuerst in den einzelnen Gruppen immer enger zusammen, erste gemeinsame Gruppen wurden gegründet. Schließlich führte dieser Prozess zum Zusammenschluss von Buben- und Mädchenverband, und am 16. Oktober 1976 wurden in Melk die "Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs" als Zusammenschluss der beiden Verbände gegründet. Seither gibt es die Pfadfinderbewegung in Österreich mit den Sparten, wie wir sie heute kennen. Die PPÖ sind die einzige Pfadfinderorganisation Österreichs die bei den beiden Weltverbänden WAGGGS und WOSM anerkannt ist. Daneben gibt es noch weitere – von der Mitgliederzahl weitaus kleinere – Pfadfinder-Verbände in Österreich. Zwischen den PPÖ und dem "Österreichischen Pfadfinderbund", der sich in Details wie der Stufengliederung (keine CAEX) und der Haltung zum Thema Religion von den PPÖ unterscheidet, gibt es seit 1995 ein Kooperations-Übereinkommen.
Eine große – wenn auch vor allem optische – Neuerung gab es 1996, die PPÖ beschlossen eine neue Uniform, das weinrote Hemd, wie wir es heute alle tragen. Bei der Bundestagung 2007 gaben sich die PPÖ ein Leitbild, welches kurz und prägnant Wesen und Ziele unserer Bewegung zusammenfasst. Und so landen wir schließlich im Jahr 2010, in dem die Pfadfinderbewegung in Österreich ihren "Hunderter" mit dem Jubiläumslager in Laxenburg – dem "urSPRUNG 2010" feiert.